Das Wachstum von Bäumen in Abhängigkeit von Temperatur, Wasserverfügbarkeit und Lichtverhältnissen zu verstehen, sei entscheidend, um die Vorhersage der Kohlenstoff-Senkenleistung von Wäldern zu verbessern, informiert die schweizerische Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. In einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Ecology Letters veröffentlicht wurde, quantifizierten WSL-Forschende und ihre internationalen Co-Autoren nicht nur wie, sondern auch wann und warum Bäume innerhalb eines Jahres wachsen.
Dafür verwendeten sie Wachstumsdaten, die während acht Jahren täglich an 160 Bäumen an 47 Standorten in der ganzen Schweiz automatisch gemessen wurden. Alle sieben Baumarten legten an überraschend wenigen Tagen neue Holzzellen an. Im Allgemeinen wuchsen Bäume im Frühjahr zunehmend schnell, mit einem Spitzenwachstum in April bis Juni und einem meist starken Rückgang kurz vor der Sommersonnenwende.
Die Ergebnisse zeigen, dass nur ein kleiner Teil der Vegetationsperiode (12 % bis 30 %) tatsächlich für das jährliche Wachstum genutzt wird: Von den 365 Tagen des Jahres zählen etwa 250 Tage zur Vegetationsperiode und davon wiederum sind 90-120 Tage mögliche Wachstumstage. Die Messdaten ergaben, dass die Bäume aber tatsächlich noch seltener wuchsen. Nämlich alle sieben untersuchten Baumarten durchschnittlich an nur 29 bis 77 Tagen pro Jahr. Die meisten Tage pro Jahr wuchs die Tanne, die wenigsten die Waldföhre. Die Fichte wiederum verzeichnete die größten täglichen Wachstumsraten, erreichte aber durchschnittlich nur 43 Wachstumstage pro Jahr.
Je größer der Holzzuwachs, desto mehr Kohlenstoff kannein Baum aus der Luft binden. Die Studie zeigt, dass die Länge der Wachstumsperiode dabei kaum eine Rolle spielt, und ein früher Wachstumsstart vor April, sowie ein spätes Ende nach Oktober sogar tendenziell zu weniger Jahreswachstum führt. Die globale Erwärmung habe zwar die Vegetationsperiode, in der ausreichende Wachstumsbedingungen für die Bäume herrschen, verlängert, so die WSL. Dieser Vorteil könne aber den negativen Einfluss von Hitze und Trockenheit während der eigentlichen Wachstumsmonate April bis Juni nicht kompensieren. (cst)
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL