In Regionen mit ausgedehnten Waldgebieten, finden wir in der Regel auch Gebäude mit Holzschindeln. Genau genommen werden sie seit der ersten Besiedlung dieser Gebiete eingesetzt und konnten sich über die Jahrhunderte hinweg behaupten. Bis heute verwenden Architekten diesen biologischen Baustoff, der sämtliche Ansprüche an moderne wie traditionelle Gestaltungsformen erfüllt und einen gewissen Grad an Naturverbundenheit zum Ausdruck bringt. Holzschindeln sind langlebig, wärmedämmend und aufgrund des geringen Gewichtes überaus funktional, weshalb sie gegenwärtig auch eine Art Renaissance erfahren.
Ungestörter Verlauf
Die Schindelerzeugung ist darüber hinaus ein gelungenes Beispiel dafür, wie in unseren Breiten langjährige Erfahrungen und Wissen von der älteren an die junge Generation weitergegeben werden. Die Verwendung von Holzschindeln vereint traditionelles Handwerk mit der Verwendung des heimischen und nachwachsenden Rohstoffes Holz, wobei hauptsächlich Lerchenholz zum Einsatz kommt, aber auch Fichte und Zeder. Die meisten Schindelmacher arbeiten stehend. Sie spannen das Holzscheit, den Mösel, in einen Schraubstock, bevor sie es mit dem Schindelmesser bearbeiten. Durch das Spalten in präziser Handarbeit wird der natürliche Faserverlauf des Holzes nicht zerstört, was eine solche Schindel haltbarer macht als eine, die gesägt wurde.
Reizvolle Verkleidung
Die gilt nicht nur für das Dach, sondern auch für die Fassade, denn sauber entlang der Faser getrennte Schindeln weisen keinerlei Zerstörungen und anderweitige Schäden auf, womit Sie perfekten Schutz bei Wind und Wetter bieten und zugleich natürlichen, nachhaltigen Charme mit rustikal-moderner Optik verbinden.
Eine Schindelfassade kann bis zu 100 Jahre alt werden, sofern man das Handwerk versteht und auf die richtigen Abstände und die ausreichende Hinterlüftung achtet: „Außenwandbekleidungen müssen mindestens zweilagig ausgeführt werden und der Reihenabstand der Traglattung hängt von der Schindellänge ab. Bei einer Schindellänge von 300 mm ergibt sich ein maximaler Reihenabstand von 140 mm. Sollen bestimmte Gebäudelinien, wie Brüstung oder Sturz fortgesetzt werden, muss der hierfür benötigte Reihenabstand, unter Beachtung des maximal möglichen Abstands laut Schindellänge, ermittelt werden“, rät Reinhard Ritter von Ritterschindl in Kirchschlag in der Buckligen Welt. Der Abstand der untersten Reihe vom Boden ist, unter Beachtung einwandfreier Belüftung, fachgerecht als Spritzwasserschutz und Schutz vor direktem Erdkontakt zu wählen. „Bei möglicher direkter Bewitterung hat sich ein Bodenabstand von 250 mm bis 300 mm bewährt. Der Einbau von weitmaschigen Gittern an Zu- und Abluftöffnungen wird empfohlen, aber der notwendige Lüftungsquerschnitt darf dadurch nicht beeinträchtigt werden“, ergänzt sein Kollege Gerald Hofer. Zur Anbringung der Holzschindel an der Unterkonstruktion können Nägel mit gerilltem Schaft aus feuerverzinktem oder nichtrostendem Stahl, als auch entsprechende Klammern verwendet werden. „Die Nägel werden nur im Überdeckungsbereich gesetzt und jede Holzschindel wird mit zwei Nägel befestigt. Das Rollgebinde verdeckt die Nagelung der letzten Schindelreihe am oberen Abschluss der Fassade“, so Hofer abschließend. Die Anschlüsse bei Tür- und Fensterleibungen können mit Schindeln gedeckt werden. Als Alternative finden auch Leibungsbretter mit Deckfalz Verwendung.
Selbstschutz
Durch die Beachtung des baulichen Holzschutzes ist keine zusätzliche Behandlung einer Holzschindelfassade notwendig, denn diese erhält durch die natürliche Patina eine äußerst robuste und langlebige Oberfläche. Auf Chemie ist somit weitgehend zu verzichten, zumal auch hinsichtlich der Pflege das Holz sich durch Inhaltsstoffe wie Harze selbst zu schützen weiß.