Ein echtes Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben Schüler der HBLA Ursprung in Elixhausen und Studierende am Campus Kuchl der FH Salzburg gestartet: Gemeinsam arbeiten sie an der Entwicklung neuer Materialien wie zum Beispiel Dämmstoffen für Häuser, die vollständig natürlich hergestellt und später wieder in den ökologischen Kreislauf eingebracht werden.
Ressourcenmanagement und erneuerbare Energien als Freifach
“Ein Schlüssel für unsere Zukunft liegt darin, Rohstoffe noch effizienter einzusetzen”, erklärt der Biologe Konrad Steiner, Lehrer an der HBLA Ursprung, der gemeinsam mit Alexander Petutschnigg vom Campus Kuchl der Fachhochschule Salzburg das Freifach „Ressourcenmanagement und erneuerbare Energien“ gegründet hat. “Wir haben uns zum Ziel gesetzt, alle von uns entwickelten Materialen ‘ökoeffektiv’ zu verwenden. Sie sollen entweder in den biologischen Kreislauf zurückgeführt oder möglichst lange im technischen Kreislauf gehalten werden.”
Stufenweise Mehrfachnutzung von Rohstoffen
Einen Rohstoff wie Holz zur Energiegewinnung gleich zu verbrennen ist zwar CO2-neutral, stellt aber trotzdem keine optimale Ressourcennutzung dar. Die Lösung liegt im sogenannten “Kaskadeneffekt” durch eine Mehrfachnutzung in mehreren Stufen. Die Salzburger Forscher arbeiten genau daran: Sie stellen Dämmplatten aus der Faserpflanze Virginia Malve her. “Diese ist in Nordamerika stark verbreitet, wächst aber auch im Salzburger Flachgau prächtig”, so Steiner. Die Pflanze bringt kleine weiße Blüten hervor, die Bienen und Schmetterlinge nähren. Nach den ersten Sonnentagen im Frühling wird sie trocken gehäckselt und zerfasert.
Energiepflanze eignet sich zur Herstellung von Dämmplatten
Normalerweise werden diese Hackschnitzel dann sofort zur thermischen Energiegewinnung verwendet, sprich: verheizt. Die Salzburger Schüler und Studenten wollen genau hier aber einen Zwischenschritt setzen und den pflanzlichen Rohstoff vorher noch in einem - wiederum umweltschonenden - Produkt verwerten. Ihre Forschung erbrachte wichtige Erkenntnisse: “Die fasrigen Anteile der Virginia Malve bewirken eine gute Plattenstabilität, zusätzlich enthält sie ein leichtes Gewebe, das gute Wärmedämmeigenschaften aufweist”, sagt Petutschnigg. So gelingt es den jungen Wissenschaftlern nun bei über 170 Grad Celsius und 50 bar Druck optisch ansprechende Platten zu pressen. Als Kleber verwendete das Team ein Gemisch aus Kartoffelstärke und Fruchtzucker.
Weitere Forschungen notwendig
Der Clou an dieser Entwicklung: Die Dämmplatten, die über Jahre in Gebäuden Wärme speichern, können später abgebaut, zerkleinert und dann ihren ursprünglich angedachten Zweck erfüllen: biologische Wärmegewinnung durch Verbrennung. Dennoch sind die Ursprunger Schüler und Kuchler Studenten noch lange nicht am Ende ihrer Forschungen: “Wenn ein wirklich enkeltauglicher Dämmstoff entstehen soll, gibt es noch viel zu tun. Der biologische Kleber muss noch optimiert werden, und wir suchen noch einen biologischen Brandschutz”, sagt Steiner. (sgl)