Die markante verdrehte Form des gut 14 Meter hohen und vier Meter Durchmesser aufweisenden Aussichtsturms entstand in einem neuartigen Prozess der Selbstformung der komplex gekrümmten Bauteile. Im Gegensatz zu den bestehenden, sehr aufwändigen und energieintensiven Formungsprozessen, die schwere Presswerkzeuge erfordern, formt sich das Material, das in einer Zusammenarbeit des Instituts für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD) der Universität Stuttgart mit dem Labor für Angewandte Holzforschung der Empa Schweiz entwickelt wurde, selbst.
Die vorausberechnete Form der Holzbauteile bildet sich dabei im Trocknungsprozess. Zuerst werden die Bauteile im ebenen Zustand laminiert. Nimmt beim industriellen Trocknungsprozess der Feuchtigkeitsgehalt ab, verformt sich das Holz und erhält die vorausberechnete gekrümmte Form. Dieser Prozess eröffnet neue architektonische Möglichkeiten unter Verwendung des nachhaltigen, erneuerbaren und regional verfügbaren Baumaterials Holz.
Der ungewöhnliche Turm auf der Remstal Gartenschau ist die weltweit erste bauliche Anwendung der Entwicklung. Entworfen und geplant wurde er vom ICD und vom Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE). Das Projekt zeige auf anschauliche Weise, wie der Einsatz digitaler Planungs-, Simulations- und Fertigungsverfahren neue Möglichkeiten selbst für traditionelle Bauwerkstoffe wie das Holz eröffnet, so die Universität Stuttgart in einer Aussendung. Dieser Ansatz werde an der Universität Stuttgart in dem neu eingerichteten Exzellenzcluster „Integratives Computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur“ in den nächsten Jahren intensiv weiter erforscht. (cst)