Palazzo Méridia: dieser Name ist wahrlich Programm. Jeder Quadratmeter des aus der Feder von AS Architecture-Studio stammenden Bürogebäudes am Stadtrand von Nizza strahlt Würde und Eleganz aus. Mit 35 m Höhe und 7.860 m² Fläche ist der im Februar 2020 fertiggestellte Hybridbau nicht nur der bisher größte Holzbau in der Unternehmensgeschichte des Immobilienentwicklers Nexity und seiner Tochtergesellschaft Ywood. Das Vorzeigeprojekt gilt auch als derzeit höchster Bürobau aus Brettsperrholz innerhalb von ganz Frankreich.
Nur das Unter- und das Sockelgeschoss sowie die beiden Treppenhäuser wurden in Stahlbetonbauweise realisiert, die neun Obergeschosse hingegen aus Holz. Als dritte Materialkomponente hüllt ein Exoskelett aus Metall den gesamten Baukörper zusätzlich in ein filigranes Netz. Dieses wirkt wie das Geäst eines sich zum Himmel verzweigenden Baums, dient dabei den umlaufenden Laubengängen als konstruktive Stütze, gibt den dort platzierten Pflanzen als Rankgitter Halt und optimiert gemeinsam mit diesen die vertikale Luftzirkulation entlang der Außenhaut.
Während das Sockelgeschoss aus Beton den Neubau sichtbar in der städtischen Umgebung verortet, verweist die Bepflanzung entlang der Metallfassade auf die landwirtschaftliche Vergangenheit des „Plain du Var“. Zudem verwandelt sie die umlaufenden Laubengänge in kleine begrünte Freiflächen. Diese dienen als Kommunikationszonen, in denen sich die Nutzer der Büros treffen, austauschen und Informationen teilen können.
Um angesichts der Problematik von CO2-Ausstoß und grauer Energie im Bauwesen Innovationskraft zu demonstrieren und eine Vorbildfunktion einzunehmen, entschied sich der Immobilienentwickler des Palazzo Méridia bei Hauptkonstruktion der neun oberen Geschosse „für eine konstruktive Lösung aus Brettschicht- bzw. Brettsperrholz für Stützen, Decken und Wände“, erklärt Stéphane Bouquet, Direktor von Nexity Ywood die Materialwahl des Gebäudes. Mehr als 900 Tonnen Holz aus französischen Wäldern wurden in dem Gebäude verarbeitet.
Dieses befindet sich in einer stark erdbebengefährdeten Region (in Nizza, Erdbebenaktivität der Zone 4), sodass vor Beginn der Bauarbeiten zudem eine seismische Analyse durchgeführt werden musste. Dabei wurde berücksichtigt, dass die horizontalen Kräfte von den wie Membranen wirkenden Brettsperrholzdecken auf die betonierten Treppenhäuser übertragen werden. Die Holzfassaden tragen hingegen nicht zur Aussteifung der Konstruktion bei.
Bei der Holzständerkonstruktion des Bauwerks setzte CBS-CBT als mit dem Projekt betrautes Planungsbüro auf Brettschichtholz, in den Fassaden und für die Decken kamen 3,36 m x 17 m bzw. 2,6 m x 17 m große Brettsperrholzelemente zum Einsatz. So konnten große, helle Räume geschaffen werden, die sich flexibel und variabel einteilen lassen. Holz dient dem Mehrgeschosser jedoch nicht nur als konstruktives Material, es dominiert auch die sichtbaren Oberflächen im Gebäudeinneren.
Um die neun Geschosse aus Holz unter Leitung von Lifteam zu realisieren, brauchte es nicht einmal sechs Monate. Alle zwölf Arbeitstage stellte das achtköpfige Mitarbeiterteam eine neue Etage fertig. Anfang Februar 2019 gingen die Bauarbeiten an den Start, Mitte Juli 2019 war es geschafft. Möglich machte dieses Tempo nicht zuletzt der Einsatz von Knapp RICON® S Verbindern zur Montage der Haupt- und Nebenträger. Dazu wurden diese bereits im Zuge der Vorfertigung mit insgesamt 400 RICON® S vormontiert, sodass die Verbinder Ort nur mehr eingehängt und gesichert werden mussten. Im Anschluss wurden die Brettsperrholzdecken auf die Unterkonstruktion aufgelegt, bevor als nächster Schritt bereits die Stützen der neuen Etage an der Decke verankert werden konnten.
„Lifteam hat zur Montage von Holzkonstruktionen schon mehrfach RICON® S eingesetzt. Die von Knapp statisch berechneten Verbinder lassen sich einfach befestigen und rasten problemlos ein. Ein paar Schläge mit dem Vorschlaghammer. Fertig“, erklärt Lifteam-Bauleiter Guillaume Vanheule. Der vor rund zehn Jahren entwickelte und seither kontinuierlich optimierte RICON® S-Verbinder verfügt über eine ETA-Zulassung und ist in fünf Größen und vier unterschiedlichen Versionen erhältlich. Dabei verläuft die Schraubverbindung senkrecht zum Holz und vergrößert den Querschnitt nicht. Die Variante 390/80 erreicht dabei eine Tragkraft von rund 195 kN bzw. ca. 19 Tonnen.
In der Werkstatt in einer 25 mm großen Aussparung aus Holz vormontiert, ist RICON® S nach der Montage vollständig geschützt und entsprechend feuerbeständig. „Zudem erleichtert die V-Ausprägung des Systems die Montage sowohl bei Holz-Holz-Verbindungen als auch bei Holz-Beton-Verbindungen sehr“, erklärt Joël Fruhauff, Frankreich-Manager der Firma Knapp. Einfach einhängen, sichern, passt.
Weitere Informationen erhalten Interessierte auch auf www.knapp-verbinder.com.