In mehreren Pilotprojekten in Deutschland und der Schweiz wird seit 2022 die erste komplett biologisch abbaubare Bezahlkarte getestet. Wie geht es weiter?

Mit Ende 2023 sind bereits 50.000 Holz-Bezahlkarten in mehreren Pilotprojekten im Einsatz. Foto: COPECTO

Versuche, Kredit- und Bankomatkarten ohne Plastik herzustellen, gibt es einige. In der Schweiz ist das im Jahr 2020 schließlich gelungen: Holz statt Plastik (holzmagazin berichtete). Seither übernahm das Wiesbadener Unternehmen COPECTO – als Partnerschaftsunternehmen der DG Nexolution eG und der Swiss Wood Solutions AG – die weltweite Vermarktung, den Vertrieb und die Koordination der Produktion der TIMBERCARD®. Die Karte ist bis auf Chip, Antenne und Magnetstreifen vollständig biologisch abbaubar und daher laut Unternehmen weltweit einzigartig.

Produktion wird ab 2024 hochgefahren

Im September 2022 wurde die erste Serie der EMV-zertifizierten Karten eingeführt und das erste Pilotprojekt gestartet. Seither wird die TIMBERCARD® in einer Reihe von Pilotprojekten getestet. Bald soll sie auch im Non-Payment-Bereich, also als Ausweis-/ID-Karte, genutzt werden und ab 2024 in großen Mengen verfügbar sein.

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Derzeit besteht die TIMBERCARD® aus heimischem Ahornholz. Foto: COPECTO

holzmagazin hat COPECTO-CEO Christian Lehringer gefragt, wie die TIMBERCARD® hergestellt wird und wo sie bereits im Umlauf ist.

Copecto CEO Lehringer midiholzmagazin: Es gibt ja bereits Bezahlkarten aus Holz am Markt. Was unterscheidet die TIMBERCARD® von diesen, und wie stellten Sie fest, dass es Bedarf an einer weiteren gibt?

Christian Lehringer: Viele Anbieter bezeichnen ihre Produkte als „Holzkarte“, doch enthalten die Kartenkörper in zertifizierten Bezahlanwendungen immer noch Kunststoff oder Metall. Wir halten daher die Bezeichnung „Holzhybridkarten“ für zutreffender. Der Kartenkörper unserer TIMBERCARD® hingegen besteht komplett aus Holz, Papier und einem Bio-Kleber. Damit ist die Karte bis auf den Chip und den Magnetstreifen vollständig biologisch abbaubar. Und zugleich erfüllt die TIMBERCARD® die internationalen Anforderungen für Bezahlkarten. Warum ist das wichtig? Wir wollen eine wirklich nachhaltige und authentische Alternative zu Plastik- und Hybridkarten anbieten, die sowohl die Anforderungen von Finanzdienstleistern als auch der Kunden vollständig erfüllt.

Wo und wie wird die TIMBERCARD® produziert?

CL: Die TIMBERCARD® wird aus heimischen Hölzern aus nachhaltig bewirtschafteten FSC/PEFC-zertifizierten Wäldern in der EU und der Schweiz hergestellt und von der Raiffeisendruckerei GmbH in Neuwied, Rheinland-Pfalz, gefertigt. Sowohl bei den Rohstoffen als auch beim Produkt selbst halten sich die Transportwege daher in Grenzen. 

Der Kartenkörper besteht aus mehreren Schichten speziell modifizierten Holzes. Für die Modifikation verwenden wir tatsächlich nur Temperatur, Druck und Feuchtigkeit – und keine Chemikalien oder Kunststoffe. Das Trägermaterial für die Antennen besteht aus holzbasiertem Papier und ist ebenfalls komplett plastikfrei. Als Bindemittel verwenden wir biologisch abbaubaren Kleber. Für die volle Zahlungsfunktion der Karte werden natürlich auch ein Sicherheitschipmodul, eine Antenne und ein Magnetstreifen benötigt, deren Bestandteile regulatorisch festgelegt sind. 

Welche Holzarten werden dafür verwendet und woher stammt das Holz?

CL: Die TIMBERCARD® besteht derzeit aus der heimischen Holzart Ahorn und wir arbeiten an der Erweiterung des Sortiments.

Welche Pilotprojekte wurden bereits durchgeführt?

CL: Über unseren Mutterkonzern, die DG Nexolution, arbeiten wir aktuell vor allem mit Banken der Volksbank- und Raiffeisengruppe zusammen. Ein erster Pilot wurde im September 2022 mit der GLS Bank gestartet und läuft seither problemlos. Weitere Pilotprojekte mit inzwischen 17 Genossenschaftsbanken sind entweder schon gestartet oder werden bis Ende 2023 mit einem Gesamtvolumen von gut 50.000 Karten anlaufen. Unter ihnen die Volksbank Haselünne, die Hamburger Volksbank eG und die Hannoversche Volksbank eG, die Volksbanken Starnberg-Herrsching-Landsberg, Breisgau-Markgräflerland und Stendal. In der Schweiz ist im Augst 2023 ein Pilot mit 1.500 Karten für Kund:innen der Zürcher Kantonalbank und weiteren vier Banken angelaufen. 
 
timbercard.com
 
(sis)

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