Nach Insekten-Kalamitäten an Eichen machten Wissenschaftler:innen die Beobachtung, dass einige Bäume deutlich weniger stark vom Fraß betroffen waren als andere. Bei genaueren Untersuchungen wurden molekulare Unterschiede entdeckt, die sich auch in den Stoffwechselprodukten der Blätter spiegelten: Sogenannte schädlingstolerante T-Eichen und schädlingssensitive S-Eichen konnten identifiziert werden. Die Blätter von T-Eichen sondern flüchtige chemische Signale ab, die abschreckend auf die eierlegenden Weibchen des Eichenwicklers, eines bedeutenden Eichenschädlings, wirken. Aus diesen Erkenntnissen sei die Idee für das Forschungsprojekt „Eichen-Abwehr“ enstanden, so die deutsche Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe FNR in einer Mitteilung. Ziel des Projekts sei gewesen, molekulare und biochemische Marker zu entwickeln, um T-Eichen sicher identifizieren zu können.
Nach knapp fünfjähriger Forschungszeit können die Forschenden nun ein Testverfahren vorweisen, mit dem sich sowohl bei Jungpflanzen als auch bei Altbäumen die schädlingstoleranten Eichen-Individuen identifizieren lassen - und das mit einer Genauigkeit von über 90 Prozent, heißt es weiter. Als nächster Schritt werde nun eine Übersichtskarte erstellt, die die Verbreitung von T- und S-Eichen in Herkünften, die aus sieben verschiedenen Klimazonen Deutschlands stammen, zeige. Das soll Forstleuten und Waldbesitzenden nicht nur helfen, die Gefährdungslage ihrer Eichenbestände gegen Eichenwickler einzuschätzen, sie könnten künftig auch gezielt Eichensaatgut aus Saatgutbeständen wählen, das aus Regionen mit erhöhtem Anteil an T-Eichen stammt.
Mit dem Klimawandel werde neben gehäuften Extremereignissen wie Trockenheit und Überflutungen auch eine Zunahme an Kalamitäten durch Insekten prognostiziert, so die FNR. Gegenüber diesem Schädlingsdruck robuste Eichen sollen dazu beitragen, die mit einem Anteil von über zehn Prozent zweitbedeutendste Laubbaumart Deutschlands in ihrem Bestand zu stärken. (cst)