Am 15. April 2019 brannte der hölzerne Dachstuhl des Weltkulturerbes Notre Dame ab. Wo einst Viktor Hugo seine Inspiration holte, war nun auch die Kreativität von Ingenieur:innen aus ganz Frankreich gefragt, um das Wahrzeichen wiederaufzubauen. Am internationalen Holzbauform 2022 in Innsbruck, Österreich, gab Jonathan Truillet von der L’Établissement Public Notre-Dame rebâtir Notre-Dame de Paris preis, wie an die Restaurationsarbeiten der Kirche herangegangen wird.

Notre Dame de Paris soll innerhalb von fünf Jahren wieder komplett aufgebaut werden, dafür Zuständig zeichnet sich L’Établissement Public Notre-Dame rebâtir Notre-Dame de Paris. Bild © Pixabay

Der Brand der Pariser Kathedrale erschütterte Menschen weltweit. Spenden in Millionenhöhe wurden in kürzester Zeit gesammelt, um das Wahrzeichen schnellstmöglich wieder aufzubauen. In diesem Zuge gründete sich auch jene öffentliche Einrichtung, die für die Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale verantwortlich ist. Das Hauptmaterial, mit dem gearbeitet wird? Holz!

Der Fokus
Der Pariser Feuerwehr gelang es nach etwa vier Stunden, den Brand im Wesentlichen auf den hölzernen Dachstuhl zu begrenzen. In jenem Dachstuhl stürzten bis zum Ende des Brands etwa 1300 Eichenbalken ein. Die Westfassade mit den Haupttürmen, die Wände des Mittelschiffs neben dem Strebewerk sowie große Teile des Deckengewölbes und der Chorumgänge blieben weitgehend stabil. Größtenteils erhalten blieb auch die Kirchenausstattung, obwohl sie teilweise durch Hitze, Rauch, Ruß und Löschwasser verschmutzt und beschädigt wurde. Priorität nach dem Brand war und ist der zukünftige Schutz des Gebäudes. „Wenn die Sicherheit der Kirche gewährleistet ist und die Gefahr des Einbruchs nicht mehr besteht, ist das Projekt bereit für die Restaurierung“, so Jonathan Truillet.

Die Rekonstruktion
Sehr wichtig ist die temporäre Unterstützung der Kathedrale für den kommenden Wiederaufbau, die mit mehr als 50 Holzstrukturen gewährleistet wird. Nach der Sicherung konnte der gesamte Schutt aus dem historischen Gebäude entsorgt werden. Anhand vieler Nachweise und Aufzeichnungen, ist es für die zuständigen Planer:innen und Architekt:innen grundlegend nachzuvollziehen, wie die Kathedrale vom 12. – 14. Jahrhundert aufgebaut wurde.

Der Vierungsturm
Der Vierungsturm von Notre-Dame de Paris, im Französischen auch la Flèche genannt, war – neben den beiden Türmen der Westfassade – der dritte und bis 2019 höchste Turm der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Als besondere Schwierigkeit stellt sich die Rekonstruktion genau dieses gotischen Spitzes dar. Die künstlerisch spezifische Ausarbeitung lässt die Bauweise sehr schwer nachvollziehen und genauso schwer nachbauen. Bereits 2021 wurden für die Rekonstruktion des einst 96 m hohen Spitzturms mehr als 1000 Baumstämme bereitgestellt. Diese gilt es jetzt akkurat anzuordnen, um die Rekonstruktion zu ermöglichen. Zur Verfügung gestellt wurden die Holzvorräte von privaten als auch öffentlichen Forstbesitzer:innen aus Frankreich. Jedoch soll nicht nur Holz beim Wiederaufbau Verwendung finden. Auch der Austausch von Steinen und Blei soll die gotische Kirche 2024 wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen.

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Rot gekennzeichnet sind hier die neuen, trockenen Holzteile, die für den Wiederaufbau verwendet werden. Bild © Laura Hafeneder 

The fire wall
Erstmalig in Kathedralen wie Notre Dame wurde zum Schutz vor weiteren Feuern ein neues Brandwandsystem installierte. Um den Beginn eines neuen Brands inmitten der Holzkonstruktion zu verhindern, wurde ein Hochdruck-Wasserabgabesystem eingebaut. Das System soll einen Brand verhindern, sowie das Feuer in der Verbreitung einbremsen. Jedoch zeigt sich nicht nur das neue Brandschutzsystem bereit. Auch soll seit Anfang Dezember 2022 das technische System für die Rekonstruktion des Vierungsturms Verwendung finden.

Weitere Informationen finden Sie hier. 

(lah) 

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