Seit der Gründung des Schutzgebietes im Jahr 1997 konnten sich die Wälder des oberösterreichischen Nationalparks Kalkalpen frei von menschlichen Eingriffen entwickeln. Dass sich diese Verwandlung vom Wirtschaftswald zur Waldwildnis in raschen Schritten vollzieht, zeigen nun die Ergebnisse einer mehrjährigen Studie, die die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung durchgeführt haben. „In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Baumarten-Zusammensetzung in den Wäldern des Nationalparkgebiets massiv verändert – und das wesentlich schneller, als wir eigentlich erwartet hätten“, so Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundesforste
Vier Jahre lang waren ÖBf-ForstexpertInnen für eine umfassende Waldkartierung unterwegs. Mehr als 100.000 Baumdaten zu Art, Alter oder Häufigkeit wurden erfasst, dokumentiert und analysiert. Auf Basis alter Waldbewirtschaftungspläne erstellten die Bundesforste einen forstlichen Vorher-Nachher-Vergleich der Waldgesellschaften – das detaillierte historische Datenmaterial machte es möglich, die natürliche Verwandlung zur Wildnis genau nachzuvollziehen.
Mit rund 45 Prozent stellt aktuell die Fichte den Hauptanteil der Baumarten im Nationalpark: Seit mehr als 20 Jahren wurde sie nicht mehr aufgeforstet oder gefördert. Auch Schadholz aufgrund des Borkenkäfers wurde im Wald be- und den natürlichen Prozessen überlassen. In den letzten Jahrzehnten ging der Fichtenanteil allerdings vor allem in Gegenden unter 1.000 Meter Seehöhe um etwa acht Prozent zurück. Auch Lärchen gibt es heute weniger im Nationalpark als früher. Deutlich gestiegen auf 38 % ist hingegen der Anteil der Rot-Buchen - der kalkreiche Boden sowie ausreichend Niederschlag bieten optimale Bedingungen. Diese Tendenzen seien eine Entwicklung hin zu natürlichen Verhältnissen, so die ÖBf in einer Aussendung.
Eine Sonderstellung nehme die heimische Weiß-Tanne ein, deren Anteil sich von einem ohnehin sehr niedrigen Ausgangsniveau auf 0,7 % halbiert hat. Von Natur aus sollte sie eigentlich in der Nationalparkregion zumindest 10 Mal so häufig vorkommen. Die Gründe dafür seien in großflächigen Kahlhieben während der Zeit der Holztrift zu finden, Waldweide bzw. der Verbiss durch Wildtiere hätten ebenso Einfluss auf die Bestände genommen. (cst)