150 Tonnen Holz, drei Jahre Bauzeit: in 3855 Metern Höhe entstand das neue "Refuge du Goûter", ein Refugium für Kletterer auf dem Weg zur Spitze des Mont Blanc.

Körperliche Fitness war eine Grundvoraussetzung, um die Anstrengungen in Kälte und dünner Luft zu überstehen. Foto: ALaVerticale


Beinharte Knochenarbeit war für die Errichtung des höchstgelegenen französischen Schutzhauses an der Bergkante der "Aiguille du Goûter" notwendig. Denn am Dach Europas herrschen widrigste Bedingungen: Windböen von bis zu 300 km/h und Temperaturspitzen von minus 25 Grad Celsius. Nur unter Einsatz all ihrer Kräfte gelang es den Arbeitern, in drei Jahren die neue Berghütte des französischen Alpenvereins zu erbauen.

Das ovale, vierstöckige Gebäude steht nur zur Hälfte auf festem Grund; der Rest ruht auf Stahlstützen. Nicht zuletzt deshalb wurden die Bauarbeiten zu einer spektakulären Herausforderung, bei der Schwindelfreiheit das oberste Gebot war. Die Gebäudehülle wurde als Holz-Leichtbaukonstruktion in Segmenten vorgefertigt und per Helikopter zur Baustelle geflogen. detail.de berichtet: „Insgesamt wurden rund 150 Tonnen Holz am Gebäude verbaut. Um die Tragkonstruktion möglichst schlank zu halten, wurden alle Bäume nach dem Fällen per Ultraschall und Scanner untersucht und lediglich die am gleichmäßigsten gewachsenen für das Gebäude ausgewählt. Auf diese Weise ließen sich bei den Brettschichtholzträgern verglichen mit Standard-Holzträgern bis zu 60% Material einsparen.“

Edelstahlbleche, Photovoltaik- und Solarthermiepaneele sowie insgesamt 55 Dachflächenfenster sind auf der Außenhaut der Berghütte verteilt. Die Fenster halten allen Klima- und Wetterbedingungen in 3.855 Metern Höhe stand. Die Gläser mussten sich vor der Montage dem atmosphärischen Druck der extremen Höhe anpassen und wurden deshalb schon eine Woche vorher auf der Baustelle gelagert. Wegen der besonderen Bauweise montierten die Techniker die Fenster von außen in das Gebäude: dazu war es notwendig, ein Gerüst zu besteigen, das vor einem Abgrund von 800 Metern befestigt war.

Fünf Jahre Planung und drei Jahre Bauzeit waren notwendig, bis die neue Berghütte im August 2012 die ersten Bergsteiger im Testlauf empfing. Der Architekt Hervé Dessimoz und der Holzbauingenieur Thomas Büchi waren der besonderen Herausforderung an die Ingenieurs- und Holzbautechnologie gewachsen und brachten das notwendige Know-how für energieeffizientes Bauen mit. Das "Refuge du Goûter" setzt trotz der außergewöhnlichen Lage dank Solarenergie, der passiven solaren Gewinne über die Dachflächenfenster und der Schmelzwassergewinnung neue Maßstäbe in der Energieeffizienz. Nach der Eröffnung im Frühsommer 2013 bietet es Platz für 120 Übernachtungsgäste sowie 60 Tagesgäste.

Refuge du Goûter

Hervé Dessimoz

detail.de

 

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