Der Anteil von Holz am Baugeschehen wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht nur im ländlichen Bereich, sondern vor allem in den Städten vervielfachen, davon ist der Vorarlberger Architekt Helmut Dietrich überzeugt.
In Wien werden immer öfter ganze Wohnanlage aus Holz gebaut. Foto: Klomfar
„Wir stehen hier am Anfang einer Entwicklung, die heute noch nicht abzusehen ist“, sagt Architekt Dietrich, der viel und gern mit Holz plant. Es sei augenscheinlich, dass Holz überall in Europa in großen Dimensionen eingesetzt werde. Aber es sind nicht nur die ökologischen Vorzüge, die Holz zum idealen urbanen Baustoff machen. „Unsere Städte sind eine dauernde Baustelle. Durch den hohen Vorfertigungsgrad ist die Bauzeit beim Holzbau deutlich kürzer, Lärm- und Staubbelästigung sind erheblich geringer. Die Toleranz gegenüber solchen Baustellen ist damit um ein Vielfaches höher“, erklärt Dietrich.

Holz habe durch seine hohe Festigkeit bei geringem Eigengewicht auch einen immensen Gewichtsvorteil. So seien Umbauten, Aufstockungen oder Dachbodenausbauten aufgrund der statischen Tragfähigkeit der Bauten und der neuen Erdbeben-Normen oft überhaupt nur in Holz möglich, erläutert er.

Großes Potenzial im Holzbau
Hochhäuser, wie sie derzeit vereinzelt in Städten wie London, Mailand oder Melbourne errichtet werden und wurden, sind für den Vorarlberger Architekten wichtige Leuchtturmprojekte, die Bedeutung und Vorzüge von Holz aufzeigen. Man sollte sich aber auch auf weniger spektakuläre Bauvorhaben, etwa im Bereich von vier Geschoßen, konzentrieren. „Hier liegt derzeit ein immenses Potenzial“, sagt er. „Die Höhe kommt dann von allein, sie wird ein Selbstläufer.“
Dass Holz nicht schon längst in höherem Ausmaß eingesetzt wird, führt Dietrich auch darauf zurück, dass sich noch zu wenige Architekten und Tragwerksplaner mit diesem Material auseinandersetzen und daher die Bauherren auch nicht in diese Richtung beraten. Denn mit Holz müsse man anders – genauer – planen. Holz habe nicht die konzentrierte Lobby wie andere Bereiche. Das liege unter anderem daran, dass hier vor allem kleinere und mittelständische Betriebe tätig und kaum große Konzerne involviert seien, meint er.

Unterschiedliche Bauvorschriften
So gebe es noch immer zu viele Vorurteile und zu wenig Information über Holz, das in früheren Jahrhunderten einmal der dominierende Baustoff gewesen sei. Hier müsse man gegen unbegründete Grundängste ankämpfen und Überzeugungsarbeit leisten. Dabei sei die Brandgefahr ein Hauptargument gegen Bauen mit Holz, weiß Dietrich. „In Wirklichkeit ist es heute ein Randthema, das haben wir im Griff“, erklärt er.
Doch diese Ängste aus alten Zeiten seien eine der Ursachen dafür, dass es für den Holzbau unterschiedliche Bauvorschriften in den einzelnen Staaten gebe. Die nationalen Reglements würden in den einzelnen Bundesländern sogar anders beurteilt und ausgelegt und verhinderten, dass Holz in großen Dimensionen eingesetzt werde. „Denn das macht Planen mit Holz komplexer und viele scheuen die Mühe und den Aufwand, der damit verbunden ist“, erklärt der Architekt.

Holzbau-Boom in der Schweiz
Ein Beispiel für eine dynamische Entwicklung des Holzbaus ist die Schweiz. Seit man dort die Brandschutzvorschriften geändert habe, seien seit 2005 weit über 1000 mehrgeschoßige Gebäude in Holzbauweise entstanden, meint Dietrich. Allein in Zürich würden nicht nur Hunderte neuer Wohnanlagen, sondern auch große Bürogebäude aus dem umweltfreundlichen Baustoff errichtet. „Sogar die Banken, die früher Berührungsängste gegenüber dem Baustoff Holz hatten, greifen nun das Prinzip der Nachhaltigkeit auf“, sagt er.
Eine solche Entwicklung sei in anderen Städten ebenfalls zu erwarten. Nicht nur bei den Energieträgern, auch bei den Baustoffen werde man verstärkt auf lokale Ressourcen zurückgreifen und da könne man an Holz nicht vorbei. „Holz ist ein Baustoff, der fast flächendeckend zur Verfügung steht, er wächst nach, erhöht die heimische Wertschöpfung und ist leicht zu bearbeiten“, sagt Dietrich. Nur durch den verstärkten Einsatz von Holz könne man den Energieverbrauch entscheidend reduzieren, Transporte verringern und so verhindern, dass große Mengen an fossiler Energie in der Luft verpufften.

www.dietrich.untertrifaller.com

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