Vier Baukörper in Massivholzbauweise machen es sich seit Dezember 2022 im 12. Wiener Gemeindebezirk gemütlich. Das Projekt Woody M zeigt, wie in Meidling innerstädtische Nachverdichtung mit einer Aufwertung des öffentlichen Raumes einhergeht. So entstanden 85 frei finanzierte Mietwohnungen auf dem Dach eines Supermarkts.

Aufgrund der hohen Geschoßanzahl gibt es viele Anforderungen an Brand- und Schallschutz, welche prototypisch gelöst wurden. © Freimüller Söllinger Architektur, Foto Kurt Hoerbst
Aufgrund der hohen Geschoßanzahl gibt es viele Anforderungen an Brand- und Schallschutz, welche prototypisch gelöst wurden. © Freimüller Söllinger Architektur, Foto Kurt Hoerbst


Aus einem Parkplatz inklusive eingeschossigem Supermarkt wich einer grünen Holzoase: „Ziel war die Belebung des Viertels. Wir wollten den öffentlichen Raum der Tivoligasse durch die Schaffung von Grünräumen und neuen Verbindungswegen für Fußgänger:innen und Fahrräder, aufwerten. So soll Nachverdichtung im urbanen Kontext gelebt werden“, erklärt das Team von FSA Architektur. Freimüller-Söllinger Architektur ZT GmbH errichteten mitten in Wien vier fünfgeschossige Wohnbauten in Brettsperrholzwänden mit Holzfassade, um so bereits versiegelte Bodenfläche effizient für leistbares Wohnen zu nutzen.

Das Fundament des Bauobjekts bildet ein Stahlbeton-Sockel, der den Einkaufsriesen Lidl beherbergt. Auf dem Sockel wachsen seit Baubeginn 2021 vier abgetreppte Holzhäuser empor. Beherbergt werden, unterirdische Parkplätze, ebenerdig der eingeschossige Supermarkt und oberirdisch Mietwohnungen für mehr als 250 Menschen.

Leben statt Parken
In den Obergeschossen entwickeln sich vier Vollholzhäuser zu einer vielseitig freigespielten Einheit mitten in Meidling. Die Holzbauten werden zur Gänze in Massivholzbauweise errichtet. Boden, Wand und Decke – alles aus Holz. Oberhalb des Sockels wurde alles aus Fertigteilen hergestellt und auf der Baustelle zusammengebaut, sodass ein Rückbau in einzelne Teile wieder möglich ist. Unterschiedliche Deckenstärken, je nach genauer statischer Anforderung, sparen Material. Die Außenwände bestehen aus Brettsperrholz, das mit Steinwolle abgedichtet wurde. Aus Sichtholz bestehen die Wohnungsdecken und geben so ein wohliges Wohngefühl ab. Die Innenwände setzen sich aus Brettsperrholzplatten inklusive Mineralwolle zusammen, so wird Lärm- und Temperaturdämmung gewährleistet. Dank integrierter Sollbruchstellen bei den Wohnungstrennwänden im Innenraum, ist die nachhaltige Anpassung der Wohnungsgröße möglich. Je nach Bedarf können Wände versetzt werden und so aktiv auf soziale Bedürfnisse der Bewohner:innen eingehen. Die Wohnbereiche im Haus sind von Wand zu Wand verglast und lassen einen städtischen Weitblick zu.

Zukunftstaugliche Baukultur
„In den Baukörpern in Massivholzbauweise wurden insgesamt 2.300 m3 Holz aus heimischen Wäldern verbaut. Das entspricht einer Menge an Holz, die in Österreich so in 40 Minuten nachwachsen kann“, berichtet das Team der FSA Architektur. Das verbaute Holz hat während seiner Lebensdauer bereits 2.300 t CO² aus der Atmosphäre gebunden und hat so im Vergleich zum konventionellen Stahlbetonbau 1.300 t CO² eingespart: „Das entspricht einer Einsparung von 75 %.“ Die vier Gebäude haben eine Grundstücksfläche von 2.683 m2, wovon das gesamte Gebäude recyclebar ist. Die Häuseranlage ist mit LED-Leuchten ausgestattet und bezieht Fernwärme, die sie mittels Fußbodenheizung und Sprossenheizkörper in die Wohnungen abgibt. Ein extensiv begrüntes Flachdach, ebenfalls aus Holz, sowie eine Photovoltaik-Anlage sorgen für ein nachhaltiges Elektrokonzept in den Häusern, dass den Nachhaltigkeitsstandards des modernen Häuserbaus entspricht.

Nachverdichtung mit Geschmack
Die Holzbauten sind zur Gänze in Massivholzbauweise errichtet. Die lange wertbeständige Lebensdauer, das natürliche Raumklima sowie der geringe Wärmeverlust überzeugen Mieter:innen. Das abfallende Gelände wird im Inneren mit unterschiedlichen Raumhöhen und Zwischenebenen für Supermarkt, Garage, Magazine und Abstellräume der Wohnungen aufgenommen, welche von außen ebenerdig begehbar sind. Aufgrund des Zurücksetzens der Baufluchtlinie sowie großflächigen Verglasungen werden Helligkeit und Begrünung ermöglicht, wovon Stadt sowie Bevölkerung profitieren. Die Zwischenräume der Bauobjekte fungieren als grüne Freiräume mit Bäumen, Sträuchern und Wiesen für die Bewohner:innen. Die Ausblicke der Neubauten sind in Nord-Süd-Richtung, die der Nachbarn in Ost-West-Richtung orientiert für ein jeweils größtmögliches Maß an Privatsphäre der Bewohner:innen. Jedes Vollholzhaus hat ein Balkongerüst und ein Erschließungsgerüst in Form von Laubengängen samt Liftturm vorgestellt.

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