„Juhu“-Rufe und Freudentränen gab es Dienstagabend bei der Verleihung des diesjährigen niederösterreichischen Holzbaupreises in Korneuburg. Aus 89 eingereichten Holzbau-Objekten konnten sechs die Jury überzeugen.

Die besten Holzbauten in Niederösterreich 2021 sind klimafreundlich, zukunftsweisend und originell. Wie hier die Villa Sternberg in Klosterneuburg. Foto: SWAP Architekten

Holzbauten, die architektonisch aus der Masse herausstechen, die besonders nachhaltigen Ansprüchen gerecht werden, die in ihrer Bauweise zukunftsweisend sind – das sind die Gewinner des diesjährigen Niederösterreichischen Holzbaupreises. Zum 18. Mal in Folge suchte eine sechsköpfige Fachjury die besten Objekte aus 89 Einreichungen aus und kürte sie Dienstagabend im Innovations-Center BLAHA in Korneuburg mit dem renommierten Award.

Ziel des Preises ist die Förderung und Anerkennung von besonderen Leistungen des Holzbaus als Beitrag zur Baukultur. Die Einreichungen fokussieren sich auf Niederösterreich, aber auch Projekte von niederösterreichischen Holzbaubetrieben, die außerhalb des Bundeslandes realisiert wurden, können in der Kategorie „Außerhalb von NÖ“ zum Handkuss kommen. Vergeben wird der Preis vom Land Niederösterreich, proHolz NÖ/Wirtschaftskammer NÖ und der Landwirtschaftskammer NÖ.

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Eine der preisgekrönten niederösterreichischen Holzbauten: Das Wohnhaus in Absdorf.

Mutige und neue Ideen im Holzbau

Die beim Niederösterreichischen Holzbaupreis 2021 nominierten Objekte zeigen vorbildlich, wie Klimaschutz und innovative Architektur Hand in Hand gehen können. Aus allen Einreichungen erhielten neun Projekte eine Nominierung, sechs eine Anerkennung und sechs den Holzbaupreis, eines davon den Sonderpreis. „Der Holzbaupreis soll die Projekte vor den Vorhang holen, wo Bauherr:innen, Planer:innen sowie Holzbaubetriebe Mut zeigten, etwas Neues, Ansprechendes und Nachhaltiges entstehen zu lassen“, sagt der niederösterreichische Wohnbau-Landesrat Martin Eichtinger. „Wir wollen die Vielfältigkeit von Holz aufzeigen und ebenso die junge Generation von Planer:innen ermutigen, sich in Zukunft verstärkt mit dem Naturbau- und Werkstoff Holz auseinanderzusetzen.“ Das zeigt sich bei den im Jahr 2021 ausgezeichneten Projekten.

Die Preisträger

Im Stil der Gegend: 

In der Kategorie Wohnbauten konnte das Wohnhaus Absdorf überzeugen. Der langgestreckte, eingeschossige Baukörper greift mit seiner schlichten Satteldachform die regionaltypische Streckhofform auf. Durch das Raumkonzept fließen die Bereiche ineinander und lassen das Holz ideal zur Geltung kommen. Die Jury lobt die „höchste Verarbeitungs- und Ausführungsqualität und den durchdachten Materialmix aus den Werkstoffen Beton und Holz“.

  • Architektur: Bogenfeld Architektur ZT-GmbH, Birgit Kornmüller
  • Ausführendes Unternehmen: HOLZBAU GERSTENMAYER GmbH, Agnes Gerstenmayer-Weiländer
  • Statik: HOLZBAU GERSTENMAYER GmbH, Agnes Gerstenmayer-Weiländer
  • Fertigstellung/Benützungsbewilligung: 2020
  • Holzanteil: 26 m3 (etwa 26 t CO2-Einsparung)
  • Energiekennzahl: 46

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Foto: privat

Sachte Sanierung: 

Gewinner der Kategorie Um- und Zubau, Sanierung ist die Villa Sternberg in Klosterneuburg. Das Gebäude aus der Jahrhundertwende wurde revitalisiert, in eine lichtdurchflutete Wohnung mit rund 300 m2 Nutzfläche verwandelt und hat damit gezeigt, wie viel Potenzial in alter Substanz steckt. Die statische Dachkonstruktion wurde unverändert beibehalten, die Dach-Innenflächen mit massiver Sturzschalung aus Lärche verkleidet. „Trotz der umfassenden Renovierung und aufwendigen Änderungen im Inneren bleibt die Villa von außen völlig unverändert“, ist die Jury begeistert.

  • Architektur: SWAP Architekten ZT GmbH, Christoph Falkner
  • Ausführendes Unternehmen: Schania Bau, Johann Schania
  • Statik: Fröhlich & Locher, Kadir Sahin
  • Fertigstellung/Benützungsbewilligung: 2021
  • Holzanteil: 100 m3 (etwa 100 t CO2-Einsparung)
  • Energiekennzahl: 106 

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Foto: SWAP Architekten

Wohngesundes Kinderparadies: 

Überzeugen konnte der Kindergarten Deutsch-Wagram in der Kategorie Öffentliche- und Kommunalbauten, der von der Jury als „Holzerlebnis pur“ beschrieben wird. Der in Holzmassivbauweise aus heimischem Fichtenholz in verschiedenen Oberflächenstrukturen errichtete Neubau zeigt sich als ruhiger, eingeschossiger Baukörper. Die vier Gruppenbereiche sind auf zwei Seiten vollflächig verglast, die Nebenräume wurden als vorgefertigte Raummodule montiert. Die dazwischenliegenden Gruppenräume konnten somit stützenfrei überspannt werden.

  • Bauherr:in: Stadtgemeinde Deutsch-Wagram, Jürgen Priemayr
  • Architektur: Juri Troy Architects, Juri Troy
  • Ausführendes Unternehmen: Ludwig Pöll GmbH, Wolfgang Pöll
  • Statik: Dr. Pech ZiviltechnikerGmbH, Peter Herzina
  • Fertigstellung/Benützungsbewilligung: 2020
  • Holzanteil: 320 m3 (etwa 320 t CO2-Einsparung)

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Foto: Juri Troy

Vielfältige Nutzung: 

Die Kategorie Nutzbau gewann das Projekt EGGER_FORUM_URB in Unterradlberg. Mit dem dreigeschossigen Holzbau in Modulbauweise zeigt die holzverarbeitende Firma Egger ihr Können: Sowohl an den Bauteilen als auch in den Ausstellungs-Räumen ist die Anwendung von Holzprodukten erlebbar. „Holz-Deckenkonstruktionen als Hohlkastenelemente mit Spannweiten von 11,40 m zeigen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des Baustoffs Holz. Die damit erreichte Stützenfreiheit des Gebäudes ergibt eine hohe Flexibilität in der Nutzung als Restaurant, Ausstellungsfläche und Büro“, so die Jury.

  • Bauherr:in: Fritz Egger GmbH&Co.OG, Werner Schwarz
  • Architektur: architekturWERKSTATT, Bruno Moser
  • Ausführendes Unternehmen: Holzbau Saurer Gmb&Co. KG, Franz Peter Angerer
  • Statik: dibral, Alfred Brunnsteiner
  • Fertigstellung/Benützungsbewilligung: 2021
  • Energiekennzahl: 13

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Foto: Christian Vorhofer

Globales Highlight: 

Ein weiteres Gewinner-Projekt gibt es in der Kategorie Außerhalb von NÖ – und zwar das HoHo in Wien in der Seestadt Aspern. Es ist mit seinen 24 Etagen und einer Höhe von rund 84 m das zweithöchste Holzhochhaus weltweit. Neben einem aussteifenden massiven Erschließungskern bilden die Holzfassadenelemente und Stützen sowie ein umlaufender Betonfertigteilträger, der die Verbunddeckenelemente trägt, die einfache Tragstruktur. Laut Jury nutzt das Gebäude „die Vorteile der Holz-Hybridbauweise und setzt neue Maßstäbe im umweltfreundlichen Hochhausbau“.

  • Bauherr:in: Entwicklung Baufeld Delta GmbH, Caroline Palfy
  • Architektur: Rüdiger Lainer + Partner Architekten ZT GmbH, Rüdiger Lainer
  • Ausführendes Unternehmen: HANDLER Bau GmbH, Martin Pertl
  • Statik: Woschitz Group, Richard Woschitz
  • Fertigstellung/Benützungsbewilligung: 2020
  • Holzanteil: 4 m3 (etwa 4 t CO2-Einsparung)

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Foto: HoHo

Alles mitgedacht: 

Den Sonderpreis erhielt das Projekt Generationenwohnen am Waldstrand. Fünf freistehende Baukörper mit umlaufenden Loggien und Holzlamellenfassade gruppieren sich hier um eine gemeinsame Mitte. Die 57 Wohnungen fassenden Gebäude wurden aus vorgefertigten Modulen konstruiert, deren Decken aus Brettsperrholzplatten und Wände aus Holz-Ständerkonstruktionen bestehen. Die Jury begründet die Auswahl damit, dass das Projekt zeige, „dass der konstruktive Holzbau auch im mehrgeschossigen Wohnbau eine ökologische und trotzdem wirtschaftliche Gesamtlösung ergeben kann“.

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Foto: goya, Group of young Architects

(sis)

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