Seit 2005 arbeitet das Architekturbüro nonconform mit Sitz in Österreich und Deutschland mit der Partizipationsmethode. „Ideenwerkstatt“ nennt sich dieses Format, bei dem sich Bürger_innen drei Tage lang am Planungsprozess beteiligen. Die Idee dahinter ist, dass Bürger_innen als zukünftige Nutzer_innen die Expert_innen für den eigenen Ort sind und somit über ein ortsspezifisches Wissen verfügen. Durch den Austausch mit ihnen können Architektur- und Planungsbüros stärker auf die Bedürfnisse eingehen und maßgeschneiderte Lösungen anbieten.
Bevölkerung beratet Jury
Da dieses Konzept für nonconform seit vielen Jahren so erfolgreich ist, wurde es nun auf Architekturwettbewerbe ausgeweitet. Das bedeutet, dass sich zu Beginn eines Wettbewerbs Architekturteams und Bürger_innen vor Ort treffen, um sich bei einem sogenannten „Symposium über ein Gebäude der Zukunft“ auszutauschen. Durch diese intensive Vor-Ort-Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Bevölkerung am Beginn des Entwerfens sollen die Planer_innen Einblicke in die Ortsstruktur, Kultur und Mentalität gewinnen. Der zweite Teil des Verfahrens ist die gemeinsame Entscheidungsfindung mit der Jury. Nach der anonymen Abgabe der Projekte stehen die Bürger_innen der Jury als beratende Mitglieder zur Seite. „Es geht uns dabei nicht um Partizipation bis zur Türklinge, denn die Architektur, die Gestaltung bleibt Hauptkompetenz der Planer_innen“, erklärt nonconform Geschäftsführerin und Architektin Caren Ohrhallinger. „Es geht um die Fragen der Funktionalität, der Nutzung und der Auswirkungen auf den Lebensalltag der Nutzenden.“
Preisverdächtige Methode
Zwei Projekte, die bereits auf diese Weise erfolgreich realisiert wurden, betreffen die Tiroler Gemeinden Mils und Fließ. Hier ist durch das Verfahren die Wiederbelebung verödeter Ortszentren nach dem Konzept eines zweistufigen Architekturwettbewerbs mit intensiver Bürger_innenbeteiligung geglückt. Fließ wurde anschließend Hauptpreisträger beim Europäischen Dorferneuerungspreis. Im Moment laufen weitere solcher Partizipationsprojekte im niederbayrischen Ruhstorf an der Rott sowie im baden-württembergischen Konstanz. (sis)