Tiny Houses sind modulare Kleinsthäuser, die am besten Weg sind die Welt zu erobern. Ursprünglich aus Amerika, sorgt die Bewegung auch hierzulande immer mehr für Aufsehen. Mini-Trend oder gar Lösung für die Zukunft des Wohnens?  

Das Tiny House Movement kommt ursprünglich aus den USA und ist eine Reaktion auf die steigenden Mietpreise. Foto: wohnwagon.at / Fanni

Wer hat nicht schon einmal vom eigenen Haus geträumt? Immer mehr können sich diesen alten Traum nun erfüllen. Neu daran ist nur die Größe. Denn auch auf wenig Quadratmetern lassen sich langersehnte Träume verwirklichen, wie zum Beispiel mit einem sogenannten Tiny House, die oft nicht mehr als 55 Quadratmeter Wohnfläche haben. Die Kleinsthäuser, meist aus Holz, sind Modulsysteme, die beliebig erweiter- und kombinierbar sind. Die Module können wie Legosteine U-förmig, L-förmig, nebeneinander oder auch übereinander montiert werden. Binnen kürzester Zeit steht ein komplettes Haus am Grund –  der „Wohnwürfel“ wird einfach via Kran auf das Grundstück gehoben. Bodenplatte braucht ein Tiny House nicht, es wird auf flexiblen Schraubfundamenten fixiert. Solle man eines Tages seinen Lebensmittelpunkt verlegen, kann man das Haus sogar mitnehmen und mit einem Traktor hinter sich herziehen. („House to Go“).

Kleines Haus, kleiner Fußabdruck

Eine kleine Wohnfläche, geringe Heizkosten und Energieverbrauch sowie wenig Bodenversiegelung sprechen für die ressourcensparenden Tiny Houses. Die Firma McCube hat sich in Österreich auf diese Modulhäuser spezialisiert. Es wird vorwiegend österreichisches Holz als Baustoff und zur Dämmung Hanfwolle aus dem Waldviertel verwendet. Genauso kommen aber auch alte Schiffscontainer wieder zum Einsatz, die umgecyclet werden. Passt einem die Fassade nicht, kann man den Container auch mit Holz, Spiegel oder einer Grünen Wand versehen. Wohnwagon bietet Wohnen auf Rädern an, wie beispielsweise der Wohnwagon Fanni mit 33 Quadratmetern und der völlig unabhängig von Wasser, Wärme und Strom ist. In Deutschland sind „Cabin Spacey“, die auf den Berliner Wohnungsmangel reagiert haben, mit ihren kleinen Hütten gerade groß im Kommen. Die Cabins werden aus nachhaltigen Rohstoffen im Allgäu produziert und sind mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet.

Weniger ist mehr

Das Tiny House Movement kommt ursprünglich aus den USA und ist eine Reaktion auf die steigenden Mietpreise. Der Trend greift auch den Downsizing-Gedanken auf und trifft unseren Zeitgeist: flexibel, nachhaltig, umweltschonend sowie kosten- und platzsparend. Wer in einem Tiny House logiert, muss aber freilich Abstriche machen und sich auf das Wesentlich reduzieren: Ausziehcouch, Klapptisch, Dusche statt Wanne oder manchmal sogar Verzicht auf den Geschirrspüler. Dazu braucht man natürlich auch einen gewissen Sinn des Minimalismus.

Wer im Tiny House wohnt, muss einen gewissen Hang zum Minimalismus an den Tag legen und auf einige Dinge verzichten. Foto: wohnwagon.at / Fanni

Wohnen on Demand

Oft werden große Einfamilienhäuser nur mehr von einer Person bewohnt oder stehen leer.  Die Kinder ziehen weg oder die Ehepartner trennen sich – übrig bleibt ein großes Haus mit hohen Kreditrückzahlungen und viel Arbeit. Genau hier setzen die Tiny Houses an. Das flexible Haus kann theoretisch mit der Familie mitwachsen oder schrumpfen, je nach Lebenssituation. Wobei die Tiny Houses in der Regel von Singles und Paaren genutzt werden oder als Wochenenddomizil. Auch im Tourismus steigt die Nachfrage nach den hübschen kleinen Wohneinheiten als Erweiterung zum Zimmerangebot. So sind die meisten Tiny Häuser eher im ländlichen Gebieten zu finden, städtische Grundpreise sind häufig zu teuer.

Trend oder Zukunft

Die Architekten sehen das Tiny Housing mehr als Trend, als als Lösung für die breite Masse. „Das Verhältnis von Volumen und Oberfläche ist hier sehr schlecht. Es ist ein großer ökologischer Ausstattungsaufwand für relativ wenig Output. Für Ferienhäuser oder den Zweitwohnsektor sind Tiny Houses durchaus interessant, aber Lösung für die Wohnungsproblematik sind sie sicher nicht“, erzählt Architekt Markus Taxer von Allcolours.  (heh) 

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