Bei der Sanierung des Stahlcon-Firmensitzes in Steinenbronn (DE) setzten die Architekten bei der Holz-Konstruktion auf viel Licht und Begegnungszonen für Mitarbeiter.
Im Juli 2016 soll der Holz-Fünfgeschosser in Linz fertig sein. Foto: © x architekten


Die 1980 gegründete Stahlcon GmbH vertreibt Profilschellen aus Edelstahl für den hochwertigen Industriebedarf. Das Wachstum der Firma und die Erweiterung des Sortiments machten einen Neubau notwendig. Die Planung übernahmen Anja Mönkemöller und Burkard Kreppel. Das Herzstück der Stahlcon GmbH ist die tausend Quadratmeter große Lagerhalle für Edelstahlteile, eine lichtdurchflutete Holzkonstruktion. Daran angegliedert liegt L-förmig der Bürotrakt. Die Schnittstelle zwischen den Baukörpern ist als verglaste Kommunikations- und Bewegungszone ausgebildet. Wichtig war den Architekten die Arbeitsplatzsituation für die Mitarbeiter. Fühlt sich das Team wohl, tut es dem Unternehmen gut. Vom vorherigen Arbeitsplatz das gemeinsame und hierarchiefreie Arbeiten in einem Raum gewöhnt, sollten die neuen Räumlichkeiten für Gleichberech-tigung zwischen den Mitarbeitern sorgen und die Kommunikation untereinander so einfach wie möglich machen.

Mönkemöller und Kreppel dockten den zweigeschossigen Bürotrakt L-förmig an die Süd- und Westseite der Halle an. In der Eingangsachse liegt zwischen den beiden Gebäudeteilen eine optisch durchlässige, nach außen sowie zum Teil zur Halle verglaste Erschließungs- und Kommunikationszone. An diese verbindende Gebäudefuge sind an den frequentiertesten Zonen erweiterte Gangbereiche als möblierte Kommunikationszonen für informelle Begegnungen und Besprechungen in kleiner Runde angelagert. Südlich aus der L-Form hinausragend liegen dreiseitig eingebettet ins Grüne erdgeschossig der Aufenthaltsbereich und darüber der Besprechungsraum. Allen Räumen gemeinsam ist nicht nur der Ausblick über raumhohe und übereck gezogene Verglasungen, sondern auch die direkte Austrittsmöglichkeit ins Freie.
Im Erdgeschoss umfasst eine holzgedeckte Terrasse den gesamten Bürotrakt. Die Räume im Obergeschoß führen auf einen vorgelagerten Fluchtbalkon aus einer zarten Stahlkonstruktion. An zarten Profilen rankt Hopfen empor, der gemeinsam mit der naturnahen Außenraumgestaltung in Form eines wassergebundenen Be¬lags am Vorplatz und einer Naturwiesen im Süden und Westen einen vegetabilen Übergang in die ländliche Umgebung herstellt. Grünes Denken war in vielfacher Hinsicht entwurfsbestimmend: Die Verwendung möglichst umweltverträglicher, später allenfalls einfach zu trennen.

Ein ressourcenschonendes Energiekonzept waren ebenso wichtig, wie eine möglichst hohe Nutzungsflexibilität sowie die Erweiterbarkeit des Bürotraktes durch Aufstockung. Die Bauteilaktivierung in den Betondecken ist für ein gutes Raumklima verantwortlich. Eine reversible Luft-Sole-Wärmepumpe kombiniert mit Stromgewinnung durch Photovoltaik bringt im Winter für Wärme und im Sommer für angenehm temperierte Räume. Die sechs Meter hohe, stützenfreie Lagerhalle wurde komplett in einer Holzkonstruktion hergestellt. Außenwände aus massiven Brettsperrholz elementen steifen die Fachwerkbinder aus Brettschichtholz aus. Das Leichtdach ist mit OSB-Platten ausgesteift, die Sparren sind sichtbar belassen und geben den Raster für die Installationsführung vor.



Zur Kommissionierung der Aufträge ist gutes Licht unabdingbar. Tageslicht kommt reichlich über die Oberlichter aus Profilglas, die südlichen Hallenfenster und die transparente Schicht zum Bürotrakt ins Innere. Es spart nicht nur Beleuchtungsenergie, sondern wirkt sich auch psychophysiologisch positiv aus. Im Gegensatz zur industriell anmutenden – dennoch von hoher Aufenthaltsqualität gekennzeichneten – Halle, wurde am Bürotrakt auf verstärkte wohnliche Anmutung und Hochwertigkeit bei Materialien und Farben geachtet.

Ein blauer Kautschukboden im Erdgeschoß und grauer Teppich im Obergeschoß oder das Holz bei Treppe und Türen tragen dazu ebenso bei wie die Farbakzente durch die hellgrünen Vorhänge, die sich zudem günstig auf die Akustik auswirken. Geachtet wurde auf Präzision im Detail: So wurde zum Beispiel viel Sorgfalt auf die einheitliche Fugenausbildung zwischen nichttragenden Außenwänden und Zwischenwänden zur Decke verwendet.

Nachdem der Bürotrakt außen rundum begehbar ist, wurde an seinen Fassaden auf eine angenehme Haptik geachtet. Während die Halle mit Stahlblech verkleidet ist, wurde die nichttragende Holzrahmenkonstruktion der Büroaußenwände mit hinterlüfteten Faserzementplatten verkleidet und die Türen außen mit edel anmutendem, goldfarben eloxiertem Aluminium ausgeführt. Die Botschaft: Industriebau muss nicht kühl und technoid sein, um auch über die Architektur wirtschaftliche Kompetenz und Seriosität zu vermitteln.

Weitere Informationen: www.muka.at

Fotos © Zooey Braun
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